Montag, 28. Oktober 2013

Hintergrundinformationen: Nachhaltiges Handeln im Studentenwerk
Zum Wintersemester 1983/84 führte das Studentenwerk Oldenburg in der Mensa Uhlhornsweg eine neue Menülinie ein: Das „Alternativ-Essen“ basierte auf den Grundsätzen der vollwertigen Ernährung, es war rein vegetarisch und setzte Lebensmittel aus Bio-Anbau ein. Aus dieser Initialzündung hat sich ein umfassendes Prinzip entwickelt: Nachhaltiges Denken lenkt das Handeln des Studentenwerks auf allen Ebenen.

Am Anfang standen die Wünsche der Studierenden

Kurz nach seinem Amtsantritt 1982 wollte Geschäftsführer Gerhard Kiehm, der das Studentenwerk bis April 2013 leitete, mehr über „seine“ Studierenden erfahren: In einer Umfrage wünschten sich viele von ihnen, dass in der Mensa mehr frische, biologisch angebaute und vollwertige Lebensmittel angeboten würden. Diesen Wunsch erfüllte Kiehm gerne – in Form des „Alternativ-Essens“. Zugleich wurde damit beim Studentenwerk das Nachdenken über umweltverträgliche Lebensmittelproduktion angestoßen, so dass das Engagement stetig weiterentwickelt und ausgebaut wurde.

Pionier-Probleme

Oldenburg war deutschlandweit das erste Studentenwerk, das konsequent nachhaltige Lösungen für die Verpflegung von vielen tausend Studierenden gesucht hat. Vorbilder oder gar ein Handbuch gab es dafür Anfang der achtziger Jahre nicht. Und so mussten die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter improvisieren und vor allem viel experimentieren. „Die Rezepte für das ‚Alternativ-Essen‘ haben wir zum Beispiel aus unseren privaten Kochbüchern herausgesucht und dann die Mengen hochgerechnet“, beschreibt Einkaufsleiterin Doris Senf, die die Nachhaltigkeitsstrategie von Beginn an mitgeprägt hat, die turbulenten Anfangsjahre.
Auch die Beschaffung biologisch angebauter Lebensmittel war in den ersten Jahren alles andere als einfach: „Die Bio-Bauern in der Region haben nur kleine Mengen produziert und auf dem Wochenmarkt verkauft. Großkunden waren sie nicht gewöhnt, so dass wir bei sehr vielen Betrieben gekauft haben, um die benötigten Mengen zusammen zu bekommen“, erinnert sich Doris Senf. Gemeinsam mit den regionalen Bio-Betrieben entwickelte das Studentenwerk nach und nach tragfähige Modelle zur Kooperation. „Diese partnerschaftliche Zusammenarbeit mit den Lieferanten ist uns bis heute sehr wichtig“, betont Senf. Dieses Prinzip gilt auch für die Mitarbeiter des Studentenwerks: „Viele Anregungen, an welchen Stellen wir noch besser, noch umweltbewusster handeln können, kommen aus den Küchen selbst.“

Ziel: Nachhaltiges Handeln im Alltag

„Wir wollen beweisen, dass nachhaltiges Handeln im Alltag auch bei einem schmalen studentischen Geldbeutel möglich ist“, formuliert Ted Thurner, seit Mai 2013 Geschäftsführer, den Anspruch des Studentenwerks Oldenburg. Als Großverbraucher mit bis zu 7.000 ausgegebenen Essen pro Tag ist das Studentenwerk zudem ein wesentlicher Motor für biologische Landwirtschaft in der Region. „Der Einfluss unserer Ernährungsweise auf Klima und Umwelt ist kaum zu unterschätzen. Dieser Verantwortung fühlen wir uns verpflichtet.“
Nachhaltigkeit im Alltag bedeutet für das Studentenwerk auch, sein Handeln immer neu zu prüfen und gegebenenfalls umzusteuern – so geschehen erst kürzlich beim Frittierfett: Statt Palmöl, für dessen Produktion häufig Regenwälder abgeholzt werden, wird ab sofort nur noch Rapsöl verwendet.

Kernelemente unseres Nachhaltigkeitskonzepts

Bio-Zertifizierung
Seit 2004 tragen alle Mensen und Cafeterien des Studentenwerks Oldenburg das staatliche Bio-Siegel. Damit war es das erste Studentenwerk in Niedersachsen, das sich den damit verbundenen strengen Richtlinien und Kontrollen unterwarf.

Fleisch aus artgerechter Tierhaltung
Seit 1997 kommt  Rind-, Lamm- und Schweinefleisch ausschließlich aus „Neuland“-Betrieben auf die Mensa-Teller. Der „Neuland“-Verband stellt besonders hohe Ansprüche an die artgerechte Haltung der Tiere.

Nachhaltige Fischerei
Seit 2007 verwendet das Studentenwerk nur noch Fisch aus nachhaltiger Fischerei oder Öko-Aquakulturen. Arten, deren Bestand gefährdet ist, oder deren Fangmethoden – z.B. aufgrund einer hohen Beifangquote – unökologisch sind, landen nicht in den Mensa-Küchen.

Regional
Wo immer möglich, greift das Studentenwerk auf Lieferanten aus der Region zurück. 2012 etwa waren 43% der eingekauften Lebensmittel regionaler Herkunft.

Saisonal
Spargel im November sucht man im Mensa-Angebot vergeblich: Auf die Teller kommt vor allem das, was gerade im Freiland gedeiht.

Fairer Handel
Der Kaffee in allen Cafeterien kommt ausschließlich aus fairem Handel. Auch mit bestimmten Sorten Tee und einigen Süßwaren wird diese Form des verantwortlichen Wirtschaftens unterstützt.

Ökostrom
Überall dort, wo es möglich ist, bezieht das Studentenwerk Strom aus erneuerbaren Energien: nicht nur in Mensen und Cafeterien, sondern auch beispielsweise in Kitas und Wohnanlagen.

Recycling und Mehrweg
Um Abfall zu vermeiden, werden große Einheiten in wiederverwendbaren Verpackungen eingekauft. Zudem wird grundsätzlich Mehrweggeschirr verwendet – wo es sinnvoll ist. Der beliebte Coffee to go hingegen wird auch in den Cafeterien des Studentenwerks im (recyclebaren) Einmalbecher verkauft, denn: Ein weggeworfener Pappbecher ist ökologischer als ein weggeworfener Mehrwegbecher.

     
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